… Wie konnte man mit so geringen Einkünften überleben? Und jetzt forderte der Staat auch noch die Steuern, zu früh, wie sie bemerkt hatte. 2589, 45 $.
Ich setzte mich an Mikes PC, schob den Cursor an die betreffende Stelle und setzte kühn ein Minuszeichen vor die Zahl. – 2589,45 $ stand dort jetzt. Das bedeutete, die Dame würde in Kürze eine Überweisung vom Staat Kalifornien erhalten, für die sie sicher Verwendung hatte. Dann bekam der Kleine wenigstens sein I-Phone. Ich stellte mich ans Fenster und schaute auf den Civic Centre Park. Ein paar Tauben flogen vorbei, hinüber zu City Hall, wo sie sich auf der Statue Abraham Lincolns niederließen, die deutlich die weißen Spuren ihrer täglichen Besuche zeigte. Es war ein sonniger Sommertag, man sollte ihn nicht in klimatisierten Räumen verbringen. Die Tür öffnete sich und Mike kam zurück.
„Sind das Klienten von dir?“ fragte er mit heller Miene. „Ganz schön betucht. Ich darf dir natürlich nicht sagen, wie hoch ihr Steueraufkommen ist, aber Junge, Junge. Auf Angel Island gehört denen einiges.“
Er gab mir die Karte zurück, die ich wegsteckte. Betucht, auch gut. Vielleicht gab es diesmal etwas zu verdienen. Die Büromiete war am Ersten fällig, man kannte das ja. Ich verabschiedete mich von Mike und fuhr in meine Wohnung in Richmond. Dort angekommen parkte ich den Buick vor dem Appartementhaus, und wieder sah ich den Mann mit der Zeitung unter dem Arm da stehen. Diesmal gar vor meiner Wohnung! Seine Kleidung war durchaus gepflegt, er rauchte offenbar nicht, starrte nur in meine Richtung.
Während ich noch über diesen lästigen Burschen nachdachte, begab ich mich in den dritten Stock und passierte den Gummibaum im Flur. Ein weißes Etwas, das aus der Blumenerde hervorschaute, weckte meine Aufmerksamkeit. Mit spitzen Fingern zog ich es heraus, es war eine Nachricht für mich, gekritzelt auf Papier der billigeren Sorte.
‚Rocco will dich sehen‘, stand da zu lesen. Rocco Garibaldi, das war ein Spielhallenbesitzer mit italienischen Wurzeln, der seine Finger in so manche Geschäfte steckte, die meisten davon illegal. Wir waren einst aufeinandergetroffen, als ich in einer Sache ermittelte, die Prostitution Minderjähriger betreffend. Er war involviert gewesen, aber die Beweise reichten damals nicht aus, ihn wegzusperren. Was wollte der von mir? Wohl kaum im Chambre séparée mit mir zu abend dinieren...
Nachdenklich betrat ich meine Wohnung, legte die Post auf den Tisch im Wohnzimmer und schlenderte zum Anrufbeantworter hinüber. …
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