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…  Niemand wusste, wie lange sich Hatschepsut noch gegen ihren Gemahl sperren konnte. War auch das Wissen der Dame Tuja ein gewisses Druckmittel in den Händen der Herrscherin, so wurde letztendlich doch von ihr erwartet, sein Bett zu teilen und für einen göttlichen Nachfolger zu sorgen. Konnte sie ihn auch in politischer Hinsicht noch hinhalten, so wurde es in privater doch immer schwerer. Auch der Architekt und Schatzmeister schien sehr still und in seinen Augen lag eine stumme Qual. In diesem Fall konnte er seiner Herrin genauso wenig beistehen wie Geb, Hui oder Sunu. Sie beendeten ihr Würfelspiel, als die Königin aus dem Wasser stieg und sich wieder ankleidete. Immer noch schweigend begleiteten sie sie zurück zum Palast, wo sie für die nächsten Stunden in ihren Räumen verschwinden würde um von ihren Dienerinnen und dem Verwahrer der Insignien angekleidet, geschminkt und geschmückt zu werden.
                *
Am späten Vormittag erschien die göttliche Gemahlin an der Seite des Pharao. Beide waren prächtig anzusehen. Hatschepsut trug ein silbernes, langes, gefälteltes Gewand, einen Brustschmuck aus Elektrum, der aus hunderten kleiner Henkelkreuzen gefügt war und mit Türkisen besetzt. Auf dem Kopf trug sie die gehörnte silberne Mondscheibe der göttlichen Gemahlin. Der schwarze langgezogene Lidstrich und der goldene Lidschatten verbargen den traurigen Ausdruck in den hellbraunen Augen nur unvollkommen. Das Gold ihrer Lider fand sich wieder in dem schweren goldenen Pharaonenmantel, der die sowieso schon nicht gar zu starken Schultern ihres Gemahls durch sein Gewicht leicht nach vorn beugte. Trotzdem sah auch Thutmosis eindrucksvoll aus. Der Umhang ließ ihn wuchtiger erscheinen und die blaue Krone Ober– und Unterägyptens betonte seine nicht geringe Größe. Auch er war stark geschminkt und unzählige Ketten und Armreife zierten Hals und Arme. Sein bleibendes Lächeln ließ ihn jung und hübsch erscheinen. Vor den Palasttoren bestiegen sie die goldene Sänfte und wurden zum Opferritual in den ersten Vorhof des Tempels von Karnak getragen, wie immer gefolgt von unzähligen Höflingen, Soldaten und Beamten. In den Straßen drängte sich bereits das Volk, um seine Götter zu sehen. Wimpel hingen über den Straßen, an Schnüren von Haus zu Haus gespannt, und laute Jubelrufe ertönten allseits. Das Fest der Ernte war auch für die Menschen in den Straßen etwas besonderes, denn zu Ehren des Min wurde Fleisch verteilt und zwar nicht Geflügel, was das normale Volk ja öfters verzehrte, sondern Rindfleisch und das von erlegten Nilpferden oder Antilopen. …
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