… Ein Wächter öffnete die Tür und meldete Hapuseneb, der diensteifrig den Raum betrat. Der Pharao blieb vor dem Hohepriester stehen und blickte ihm in die Augen. Der dicke glatzköpfige Mann verneigte sich leicht und starrte dann unerschrocken zurück. Er wusste, dass der neue Pharao sich darüber im Klaren war, wer mit ständigen Engagement seine Thronbesteigung vorangetrieben hatte. Thutmosis war im Zweifel – konnte man dem Hohepriester trauen? Es war schon so, dass die Priesterschaft und vor allem Hapuseneb ihn in seinem Bestreben Pharao zu werden stets unterstützt hatten. Doch war Thutmosis zwar etwas lasch, aber nicht dumm. Er wusste, dass die Priester sich von ihm eine Festigung ihrer Macht erwarteten, die unter der friedfertigen Regierung seiner Schwester gelitten hatte. Allerdings hatte er vorerst nicht vor ständig irgendwelche Kriege zu führen, um Schätze und Abgaben zu erhalten, oder sich den Kopf über Politik zu zerbrechen. Sicher wollte er mitreden und auch vor dem Volk als Pharao glänzen, doch momentan war es ihm nicht unrecht zumindest die unangenehmen Pflichten auf seine göttliche Gemahlin abzuwälzen und sich noch eine Weile auf Feiern und vor schönen Frauen in seinem neuen Ruhm zu sonnen. „Sei`s denn!“ Dachte Thutmosis: „Ich muß ihm trauen. Schließlich kann ich nicht persönlich hingehen und der kleinen Schlange von Tuja den Hals umdrehen.“ An seine Zukunft denkend begann er das Gespräch. Thut beschönigte natürlich seine Rolle in dem vorangegangenen Ränkespiel und wälzte die Schuld auf Gaza ab, der sich ja durch seine Abwesenheit nicht mehr verteidigen konnte. Thutmosis stellte es dar, als ob er die Anschläge nur geduldet, aber selbst nichts dazu beigetragen hätte und sich nur durch sein Schweigen schuldig gemacht hätte. Aufmerksam hörte Hapuseneb dem neuen Pharao Kemets zu. Nur sein unter gesenkten Lidern verborgener zweifelnder Blick verriet seine wahren Gedanken. Er unterbrach Thutmosis nicht und fragte nicht, bis dieser seinen Bericht beendet hatte. Hapuseneb schürzte die kindlichen Lippen und runzelte nachdenklich die Stirn. „Ich werde mir etwas einfallen lassen, Majestät.“ Das war alles was er sagte, ehe er sich verbeugte und zurückzog. Thutmosis war sich bewusst, dass er sich von einer Hand in die andere begab, doch hatte ihn keine Frau bisher so sehr gereizt wie Hatschepsut und es war ihm ungleich wichtiger, seine Halbschwester endlich besitzen zu können, als ohne die Einmischung der Priester zu leben. …
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