… Hauptmann stürzte aus dem Zimmer, winkte im Vorübergehen dem verblüfften Leutnant heftig zu ihm zu folgen und eilte auf einen breiten Seitengang zu, der von der Halle abzweigte. Sunu blieb keine Zeit, die glänzenden Säulen und bunten Gemälde zu bewundern, denn er musste sich anstrengen, mit dem fülligen Hauptmann Schritt zu halten. Wie bereits erwähnt, wurde seine behäbige Gestalt öfters unterschätzt. Endlich gelang es Sunu, für kurze Zeit neben seinem Vorgesetzten herzurasen. Außer Atem flüsterte er ihm zu: „Was ist denn los; um was geht es denn?“ Ebenso leise zischte Nakht die Antwort in sein Ohr: „Keine Ahnung! Ich hoffe für dich, dass du nichts angestellt hast, um die Königin zu erzürnen.“ Sunu reihte sich wieder hinter dem Hauptmann ein, hob die Schultern und ließ sie wieder fallen. Er hatte nicht die geringste Vorstellung, was ihn erwartete. Abrupt blieb Nakht stehen und Sunu prallte prompt gegen dessen breiten Rücken. Verärgert sah der Hauptmann sich nach ihm um und zischte: „Verhalte dich um Amuns Willen in Gegenwart der Königin etwas angebrachter!“ Leicht abfällig ließ er seinen Blick über Sunus Aufzug schweifen. Er trug in seiner Freizeit nur einen weißen gefältelten Schurz mit einem bronzenen Gürtel. Seine breite dunkle Brust war nackt und die langen Zöpfe seines Haares waren nur durch ein aus Perlen geflochtenes Stirnband zusammengehalten. Sunu trat einen Schritt zurück und musterte kritisch seinen hellen Schurz. Aufatmend stellte er fest, dass dieser sauber war und keine Bierflecken oder ähnliches aus der Schänke davongetragen hatte. Nakht klopfte gegen die massive Holztüre, mit silbernen Beschlägen, vor der er angehalten hatte. Links und rechts des Eingangs standen Soldaten, zum Schutz der Herrin beider Länder. Im nächsten Augenblick wurden die beiden Türflügel nach innen gezogen und eine breite goldenen Lichtbahn fiel auf den Gang. Geblendet kniffen die beiden Männer die Augen zusammen, bis sie sich an die Helligkeit gewöhnt hatten. Zögern trat Nakht über die Schwelle und ebenso langsam folgte ihm Sunu. Staunend sahen sie sich um. Schimmernde, fast durchsichtig bunte Stoffbahnen verhängten die schmalen hochgelegenen Fenster. Goldene und mit Elektrum überzogene Statuen der Königin standen in Nischen und neben Säulen. Götterfiguren und Lampen aus Alabaster schmückten den Raum und alles wurde überstrahlt von der leuchtenden Gestalt von Hatschepsut. Hauptmann Nakht …
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