… “ Im gleichen Moment griff ihm auch schon eine zarte aber kräftige Hand an der Hüfte vorbei in die Zügel und ließ diese auf den Rücken der Pferde klatschen. Zum sich wundern blieb dem Leutnant nun keine Zeit mehr, denn er hatte alle Hände voll zu tun, das erschrockene Gespann wieder in seine Gewalt zu bringen. Als er das erledigt hatte, wagte er einen strafenden Blick über die Schulter und blickte in ein unschuldig lächelndes ungeschminktes Frauenantlitz. Im Hintergrund verschwanden die verdatterten Gesichter der Leibwächter, welche unschlüssig von einem Fuß auf den anderen traten in einer Staubwolke. Sofort richtete Sunu seine Aufmerksamkeit wieder auf das Gespann und registrierte an dem Geräusch von donnernden Hufen, dass seine Männer ihm folgten. Sunu warf wieder einen kurzen verstohlenen Blick auf seine Herrscherin. Sie musste viel jünger sein, als er gedacht hatte. Ohne ihre Schminke und die steife höfische Etikette wirkte sie wie ein junges Mädchen. Vor den Toren der Stadt warteten 100 Soldaten unter der Führung von Hauptmann Nakht, die sich der Königin mit ihrer Medjaytruppe anschlossen. Nakhts Wagen schloß bald zu Sunus auf und fuhr neben ihm. Die Bewunderung für die junge Frau hinter ihm wuchs in Sunu, je länger sie suchend den Wüstensand durchpflügten und er kein Wort der Beschwerde hörte. Als die Sonne ihren Höchststand erreichte, machten sie Halt. Man hatte extra ein großes Zelt mitgeführt, zur Bequemlichkeit der Königin. Als Hatschepsut bemerkte, dass die Soldaten anfingen das riesige Gebilde aufzustellen, eilte sie zu ihnen und bat darum, dass man sich die Zeit und die Arbeit sparen solle. Sie wollte sich lieber ein schlichtes Sonnensegel mit den Soldaten teilen. In diesem Augenblick hatte sie sich auch die Herzen der übrigen Soldaten sowie des Hauptmanns Nakht erobert. Sobald es die nachlassende Hitze zuließ, drängte die Königin zum Aufbruch. Sie war es auch, die wenig später im diffusen orangegoldenen Licht des Spätnachmittages, die Spuren der Diebe entdeckte. Sie sprang von Sunus Wagen und lief ein paar Schritte über die goldenen Dünen. Dort fegte sie mit dem Fuß eine dünne Schicht Sand beiseite und wies triumphierend auf eine kaum erkaltete Feuerstelle. Die Diebe schienen sich sicher zu fühlen, denn sie hatten anscheinend keinerlei Eile gehabt, ihren Weg fortzusetzen. Mit neuem Eifer wurde die Jagd fortgeführt. Die glühende Scheibe des Re sank dem Horizont entgegen und das tiefe Rot des Himmels verblasste langsam zu einem hellen, mit goldenen Streifen durchsetzten Rosa. …
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