… “

Über diese Frage freute sich Perrys Anwalt.

„Wir vermuteten zu Beginn, daß es sich um Alkohol oder Drogen handeln könnte“, erklärte der Arzt dem Gericht, „Blutuntersuchungen ergaben jedoch nur Reste von Alkohol und eines Beruhigungsmittels. Er war nur bedingt ansprechbar. Zu Beginn reagierte er nicht auf Fragen, nur auf Berührungen.“

„Sind Beruhigungsmittel harmlos?“ wollte der Ankläger wissen.

„Das kommt auf die Dosierung an“, erwiderte der Mediziner.

„Könnte man sagen, daß ein starkes Beruhigungsmittel, verabreicht von einem Laien, zu schwerwiegenden Folgen führen kann?“

„Durchaus“, entgegnete der Zeuge. „Eine Überdosis kann sogar zum Tode führen.“

Der gutaussehende Anklagevertreter machte eine bedeutungsschwere Pause und senkte, mit Blick auf die Jury, sein Haupt.

„Würden Sie als Fachmann sagen, der Patient, der bei Ihnen eingeliefert worden war, hatte eine Überdosis erhalten?“

„Einspruch!“ kam von Fletcher. „Eine Suggestivfrage. Der Patient lebt!“

„Einspruch stattgegeben!“

„Ich möchte meine Frage anders formulieren“, fuhr Chris Beckmann unbeirrt fort. „Was war der Grund, warum Mr. Truman nicht laufen konnte?“

„Er hatte ein Beruhigungsmittel geschluckt.“

„Können Sie über die Dosierung etwas sagen, Dr. Moore?“

„Nein. Eine normale Dosis beruhigt. Das ist Sinn eines Beruhigungsmittels. Eine erhöhte Dosis macht schläfrig, eine weitere Steigerung führt zur Bewußtlosigkeit.“

„Da der Patient getragen wurde, war er ohne Besinnung. Ist das richtig, Dr. Moore?“

„Das muß nicht zwangsläufig der Fall sein. Auch wenn ein Patient unter starken Medikamenten steht, kann er nicht mehr richtig laufen. Oder gar nicht. Er muß nicht bewußtlos sein.“

„Kann eine falsche Dosierung zu Schäden führen?“ ließ Beckmann nicht locker. Und mit Blick auf die Verteidigung: „Abgesehen von der Überdosis.“

„Zu großen Schäden.“

„Hat der Patient Ihnen erklärt, er selbst habe das Mittel eingenommen?“

„Darüber ist nichts bekannt. Er war verschwunden, bevor wir uns mit diesem Aspekt befassen konnten.“

„Danke, keine weiteren Fragen!“

Daraufhin wurde der Arzt entlassen. Die Zuschauer quittierten das letzte Verhör mit leisen Kommentaren. Niemand im Saale wußte, warum dieser Chefarzt heute hier ausgesagt hatte. Außer Perry und sein Anwalt.

   Als nun Perry den Zeugenstand betrat, war die knisternde Spannung im Gerichtssaal körperlich zu fühlen. …