…  Unvorstellbar.

Die Titelseite las ich meist zum Schluß, deshalb staunte ich nicht schlecht, als dort zu lesen war: Carl Broadcast gestorben. Offenbar war der Geschäftsmann ermordet worden. Dem Blatt entnahm ich, daß der Alte auf dem Parkplatz des Presidio Private gefunden worden war. Zu Tat und Täter gab es weder Augen- noch Ohrenzeugen. Mein erster, naheliegender Gedanke war: Rocco.  

Meine Hand griff zum Telefon und wählte Imeldas Nummer. Als die junge Miss Broadcast den Anruf entgegennahm, hatte ich eine tränenerstickte Stimme erwartet, dem war nicht so. Sie war äußerst gefaßt, beinahe hätte man eine heitere Stimmung spüren können. Sie bat mich, nach Sausalito zu kommen, ich willigte ein.

   Bei meinem Eintreffen waren die Witwe Vanessa und ihr Sohn Brad zugegen. Vanessa trug eine Sonnenbrille, die wohl obligatorisch war für Leute wie sie, die sich in Trauer zeigten. Imelda fehlte. Im Broadcastschen Wohnkomplex gab es mehrere Wohneinheiten, die sich die vier Bewohner geteilt hatten. Diesmal waren wir in der voluminösen Halle versammelt, die zu jenen Räumen gehörte, in welchen das Ehepaar Broadcast früher gemeinsam residiert hatte. Später jedoch, nachdem es zu Unstimmigkeiten zwischen Carl und Brad gekommen war, danach auch zwischen ihm und Vanessa, und er hinüber in einen der Bungalows gezogen war, blieb es seiner Frau vorbehalten, diesen gigantischen Bereich mit Beschlag zu belegen. Die Wände waren mit Stofftapeten dekoriert, was darauf schließen ließ, daß hier nicht geraucht wurde. Denn das hätten diese Tapeten nicht lange verziehen. In diesen heiligen Hallen standen ebenfalls Vitrinen, und auch die waren versehen mit Pokalen und Trophäen, das Golfspiel betreffend. Nicht so viele wie in Imeldas Gefilden. Der Boden war bedeckt mit elfenbeinfarbenen Berberteppichen, garniert mit griechischen Motiven, mehrere Zentimeter dick, man lief wie auf Gras und war versucht, sich der Schuhe zu entledigen, um die diffizile Weichheit der Wolle genießen zu können. Eines der Bilder an den Wänden zeigte einen alten Mann auf einem Boot, der sich abmühte, während eines malerischen Sonnenuntergangs einen großen Fisch ins Innere des Bootes zu zerren. Sehr originell. Hemingway ließ grüßen. Auch Fotos von Broadcast hingen dort. Nur von ihm. Erstaunlicherweise nicht eines, das ihn mit seiner Frau Vanessa zeigte.

   Wie so oft bei finanziell orientierten Verbindungen, war die Zuneigung auf der Strecke geblieben. …