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…  Nur kurzzeitig riß Richard seine Aufmerksamkeit von dem Zifferblatt los, die Beine der Frau zu fixieren. Es waren stämmige Beine, mexikanische. Die Uhr erwies sich als interessanter.

   Vermutlich tat er das alles nur, um sein Gewissen zu beruhigen, immerhin war Robert Truman sein Arbeitgeber. Wenn er sich auch oft als ausgewiesenes Arschloch präsentierte, so bezahlte er ihm immerhin ein fürstliches Gehalt. Die Arbeit mit ihm machte sogar manchmal Freude, man lernte interessante Menschen kennen, Beziehungen taten sich auf, daraus ergaben sich auch neue Mandate. Alles in allem lebte Richard Bloom nicht schlecht im Fahrwasser des Milliardärs und Waffenhändlers Bob Truman.

Und der brauchte ihn. Denn in diesem Geschäft bewegte er sich häufig an der Grenze zur Illegalität, da kamen ihm seine, Richards, Verbindungen wieder gelegen. Richard Bloom zählte einige Senatoren zu seinen Duz-Freunden, einflußreiche Männer in Washington, die ihre Finger bis zu den Ellenbogen gleichfalls im Waffengeschäft hatten. Auf diese Weise konnte sich Truman stets absichern, wenn er sich auf glattes, auf zweifelhaftes Parkett begab. Notfalls wurden mit Hilfe besagter Politiker Gesetze ein wenig ‚modifiziert’.  

   Zwei Stunden und etliche Kaffees später betrat eine junge Frau mit langen dunkelblonden Haaren das Restaurant, sah sich um und setzte sich zu Richard an den Tisch. Sie schaute ihm ins Gesicht, der Anwalt zeigte sich interessiert, sagte jedoch kein Wort. ‚Wir werden Sie ansprechen’, lautete die Direktive, die es unbedingt zu befolgen galt.  

„Mr. Bloom.“

Das war keine Frage, sondern eine Feststellung, und Richard nickte fast unmerklich.

„Kommen Sie!“ befahl die Dame, zweifelsohne US-Amerikanerin.

Bloom honorierte den Kaffee mit ein paar Dollarscheinen, die er auf dem Tisch liegenließ, und lief der Frau hinterher. Die bestieg einen zitronengelben Mustang, ein schmutziges uraltes Gefährt, und raste vom Parkplatz, kaum, daß der Anwalt ihr zu folgen vermochte. Auf dem Boulevard Agua Caliente zügelte sie ihr Temperament ein wenig und fuhr in gemäßigtem Tempo weiter. Das ganze hatte den Hauch eines B-Movies der untersten Schublade. Die gemächliche Irrfahrt führte sie durch belebte Straßen, palmengesäumte Boulevards, öde Flecken, bis sie nach zirka einer halben Stunde Tijuana hinter sich ließen und auf den Highway in Richtung Süden einbogen.

   Bald rückte die Küste näher, Seevögel zogen ihre unregelmäßigen Kreise über den Wellen, als der Mustang, den nur noch Schmutz und Farbe zusammenzuhalten schienen, den Highway verließ, um nach wenigen hundert Metern an einem umzäunten Grundstück zu stoppen. …


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