… Auch hier war es auffallend ruhig. Nur in einem Raum am Ende des Gangs sah ich helles Licht. Beleuchtung, wie man sie von Operationsräumen kannte. Im Vorübergehen griff ich mir einen jener grünen Mäntel von einem Haken, wie sie üblich waren in Kliniken. Ihn in Händen begab ich mich exakt zu jenem OP, aus dem zu fliehen es mir vor kurzem gelungen war. Dicht davor blieb ich stehen und lauschte. Leise Stimmen drangen an mein Ohr, es wurde berufsmäßig gemurmelt. Ein Blick durch die geöffnete Tür verriet mir, daß soeben Vorbereitungen für einen Eingriff getroffen wurden. Auf dem OP-Tisch lag eine Gestalt, ob sie noch lebte, konnte ich nicht erkennen. Vier Personen standen um den Tisch, als ich eintrat, darunter zwei Männer. Die Anwesenden bemerkten mich nicht, zu sehr waren sie mit der beginnenden Operation beschäftigt.
„Wo kann ich den wieder abgeben?“ fragte ich laut, den grünen Kittel emporhebend. „Ich habe ihn neulich hier ausgeliehen.“
Alle vier Köpfe zuckten in meine Richtung, zwischen grünen Hauben und Mundschutz blitzten mich überraschte Augen an.
„Was tun Sie hier?“ fragte einer der Operateure verwundert, der Mundschutz dämpfte seine Stimme etwas.
Sicher war ich mir nicht, aber es hätte durchaus die Stimme sein können, deren Besitzer mich auf so hinterhältige Weise in den Rücken gestochen hatte: Die Stimme Dr. Frankensteins. Sie klang etwas nasal. Ich trat näher. Wenn er es war, dürfte seine Nase gewisse Unregelmäßigkeiten aufweisen. Direkt vor ihm blieb ich stehen und blickte auf die Person, die auf dem OP-Tisch lag. Sie war männlich, trug keine Kleider, regte sich nicht, aber ihr Brustkorb hob und senkte sich kaum merklich. Das war beruhigend. Momentan war sie nicht in Gefahr.
„Was tun Sie hier?“ war meine Gegenfrage, und ich nahm den zweiten Mann ins Visier.
Er war etwas größer als der erste, und seine Augen zeigten eine deutliche Unruhe. Auch er stand reglos neben dem Tisch, hielt in der linken Hand jedoch ein Skalpell. Ein Linkshänder, erkannte ich. Gut zu wissen. In meiner Linken hielt ich den grünen Kittel, hob ihn etwas an, berührte dabei ganz leicht die Schutzmaske des ersten Arztes, der direkt vor mir stand. Ein Schmerzensschrei war die Folge, er drehte sich ab, hob schützend die Hände vors Gesicht. Ich war überzeugt, daß er nicht wußte, wer ich war. An jenem Abend war ich unbekleidet gewesen und lag, heute war ich angezogen, ein völlig anderer Mensch.
„Was ist los? …
...war OK - weiter lesen ►
...sollte überarbeitet werden - weiter lesen ►
Ihre echte Einschätzung hilft dem Autor seine Texte zu verbessern.
3937 Leser seit 1. Jan. 2025 für diesen Abschnitt
Noch kein Kommentar zu dieser Seite.
Sei der Erste!