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…  Da er mich für tot hielt, verschwendete er keinen Blick an den Wagen, der ihm in gebührendem Abstand folgte. Der Venezolaner fuhr nicht nach Hause, sondern nach Süden in einen Bezirk San Franciscos, in dem hauptsächlich Firmen und Bürogebäude zu finden waren. Dort stellte er den Saab vor ein zweistöckiges Bauwerk mit flachem Dach und einer Schrift über der Tür, die besagte, daß hier Sport getrieben wurde. Diese Gymnastik-Halle hatte ich noch nie gesehen, obwohl ich den Stadtteil gut kannte.

Ich parkte den Mazda in einer Seitenstraße, von wo aus ich die Eingangstür gut im Blick hatte. Es dauerte nicht lange, und Lopez kam mit einem Päckchen unter dem Arm wieder heraus. Er bestieg seinen Saab, erneut hängte ich mich an seine Fährte. Sie führte uns direkt nach Tenderloin, das liegt im Nord-Osten der Stadt. Ich ließ immer mehrere Fahrzeuge zwischen ihm und mir, schließlich machte ich das nicht zum ersten Mal. In Tenderloin hielt Lopez‘ Saab auf dem Parkplatz eines Supermarktes neben einem uralten Mercedes der S-Klasse. Der Wagen hatte einen Riß quer über die Windschutzscheibe und war so schmutzig, daß man unmöglich seine ursprüngliche Farbe erkennen konnte. Er erinnerte mich an meinen Buick, den zu waschen ich versäumt hatte, und der in den Marin Headlands in einer Schlucht sein mechanisches Leben ausgehaucht hatte.  

„Man sollte es nicht für möglich halten“, sagte ich zu Steve, der hechelnd neben mir saß, „aber dieser Mercedes dort drüben ist noch dreckiger als mein alter Buick.“

Steve schaute mich indifferent an, er hatte meinen Buick nicht gekannt. Ich kraulte seinen Hals. Lopez stieg aus, begab sich mit dem Päckchen zu dem deutschen Fahrzeug und setzte sich auf den Beifahrersitz. Das war ungewöhnlich. Denn wenn es sich um einen klassischen Drogendeal handelte, Geld gegen Ware, waren normalerweise mehrere Leute zugegen, aus Sicherheitsgründen. Man wußte schließlich, was einen in diesem Milieu erwartete. Wenn Lopez alleine einen Deal abschloß, konnte das nur bedeuten, er kannte den Kunden so gut, daß er ihm vertraute. Nach wenigen Minuten saß der Südamerikaner wieder in seinem Saab und brauste davon. Er kümmerte mich im Moment nicht, für mich war vielmehr der Inhalt des Päckchens von besonderer Bedeutung. Wenn die Bullen in seinem Haus nicht fündig geworden waren, dann hieß das, er versteckte seine Ware anderswo. Die Gymnastik-Halle drängte sich geradezu auf.

Der schmutzigste Mercedes dieses Planeten fuhr vom Parkplatz, unauffällig gefolgt von meinem bisher ungewaschenen Mazda. …


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