…
Das hilfreiche Navi leitete Erika Truman ohne Zwischenfälle nach Westen zum eindrucksvollen Hafen, wo sie den Wagen abstellte, das dritte Pier ausfindig machte und zum Segelschiff Dolores hinüber schlenderte. Weil niemand an Bord zu sein schien, kletterte sie über die Reling und stellte sich an das Steuerrad, hoffnungsvoll die Wellen betrachtend, als ob von dort die nächste Nachricht zu erwarten wäre. Es geschah nichts. Eine halbe Stunde wartete sie in der prallen Sonne, bis sie bemerkte, daß sie das fremde Handy im Wagen gelassen und stattdessen ihr eigenes mitgenommen hatte. Erneut überquerte sie die metallene Reling, holte das Mobiltelefon, das bereits ungeduldig seine Melodie erklingen ließ.
„Was ist los?“ wollte der Erpresser lautstark wissen. „Wieso gehen Sie nicht ran? Wollen Sie ihren Gatten nicht mehr lebend in die Arme schließen?“
Erika suchte nach einer Entschuldigung, schließlich gab sie das Mißgeschick zu.
„Gut. Das ist jetzt egal“, tönte es aus der Muschel. „Sehen Sie die Halbinsel im Westen?“
Während einer Drehung um 360 Grad überlegte Erika verzweifelt, woran man wohl die Himmelsrichtung erkennt.
„Ich würde lügen“, sagte sie, „wenn ich wüßte, wo Westen ist ...“
Es entstand eine kurze Pause, in der Rodriguez überlegte, ob er diese Person an Ort und Stelle ersäufen oder an seinem Vorhaben festhalten sollte. Die Geldgier obsiegte.
„Schauen Sie geradeaus auf die Bucht“, versuchte er ruhig zu bleiben, „auf das Wasser! Sehen Sie das Land auf der anderen Seite?“
Er selbst stand auf einem Segelboot, das zwischen hundert anderen im Hafen am Pier Nr. 5 dümpelte, und hatte die Frau von dort aus zwischen den Masten hindurch die ganze Zeit beobachtet. Mann, stellte die sich an! Die Meerenge war an dieser Stelle keinen Kilometer breit.
„Umfahren Sie mit dem Wagen die Bucht und dann weiter bis ans Ende der Halbinsel, warten Sie am Rande der Siedlung an der Küste. Ende.“
Damit verließ Rodriguez seinen Beobachtungsposten. Etwas ratlos starrte Mrs. Truman aufs Meer hinaus, bevor sie sich auf den Weg zum Maxima machte. Dort informierte sie Felix über ihre nächste Etappe.
„Warten Sie noch etwas, Mrs. Truman“, war von ihm zu vernehmen, „lassen Sie sich Zeit. Ich rufe Sie gleich zurück.“
Während Erika wieder ausstieg, um die Sonne Mexikos zu genießen, trauerte sie ihrem abgebrochenen Urlaub auf Hawaii nach. Was ihr dortiger Robert jetzt wohl gerade anstellte? …
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