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… 

„Euer Ehren“, begann er, „ich möchte Mr. Truman eine kurze Frage zu dem Tier im Terrarium stellen.“

Richter Gibson hustete leise und sah auf die Uhr, hatte aber nichts einzuwenden.

„Mr. Truman“, begann Fletcher vorsichtig, indem er das Tuch anhob, „Sie sehen die Schlange in dem Terrarium. Handelt es sich Ihrer Ansicht nach um ein Exemplar derselben Gattung, die in dem Kellerraum Ihr Leben bedroht hat?“

Truman begab sich nach vorne, schob die Sonnenbrille ein wenig nach unten, blieb jedoch in gebührendem Abstand stehen, starrte das Glasgehäuse an, und die Angst, die ihn vor Wochen gelähmt hatte, kehrte zurück. Er fürchtete sich in der Tat vor allem was sich schlängelte. Mit weit aufgerissenen Augen bejahte er die Frage des Anwaltes, fühlte sich in Gegenwart des Reptils sichtlich unwohl. Der Anwalt bat ihn auf seinen Platz zurück, das Tuch senkte sich wieder aufs Glas. 

Fletchers Plan sah vor, Truman so viele Fehleinschätzungen wie nur denkbar nachzuweisen. Er selbst war von der Unschuld seines Mandanten überzeugt, kannte alle Hintergründe, war sich über seine Strategie im klaren und gedachte diese strikt einzuhalten. Dazu gehörte es, einige Aha-Effekte einzubauen, und er hoffte innig, das Gericht würde ihm nicht einen Riegel vorschieben. Aber was er bisher während der Verhandlung vorgebracht hatte, war von derartigem Interesse, daß selbst der kritische Richter Gibson seine eigene Neugierde nicht verbergen konnte und oft für einige Zeit vergaß, auf die Uhr zu blicken. Mit gespielter Gleichgültigkeit saß er auf seinem imposanten Richterstuhl und harrte der Dinge, die Fletcher heraufbeschwor. Und hustete.

 „Mr. Swan“, eröffnete dieser seine Frage an den Sachverständigen, „wir haben hier noch ein Problem mit einer unglaublich gefährlichen Giftschlange. Vielleicht können Sie dem Gericht ein wenig darüber sagen.“

Mit diesen Worten zog er das Tuch ganz vom Terrarium. Swan warf einen flüchtigen Blick auf die Königsnatter, die er natürlich kannte, und begann, ein paar Sätze über die Ähnlichkeit zwischen Echten Korallenschlangen und der hier anwesenden Art zu verlieren. Er stand auf, ging zum Glasbehälter, hob den Deckel an und nahm die Schlange unter zunehmender Geräuschkulisse heraus. Das Tier schlang sich um sein Handgelenk, machte aber keinerlei Anstalten zu beißen. Das Publikum verstummte, hielt den Atem an, wartete auf die tödliche Attacke.

In dieser Stille wies Swan darauf hin, daß der Fachmann sie in aller Regel nicht verwechsle, weil beide Arten zwar dieselben Farben aufwiesen, nicht jedoch in der gleichen Reihenfolge. …


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