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…  Und der Waffenhändler war kein schlechter Stratege.  

   In der Regel saß er am Tisch, wenn er spielte. Zuweilen jedoch, wenn er über den nächsten Zug nachgrübelte, oder wenn sich sein Blick und seine Konzentration auf einen bestimmten Ort richteten, stand er auf, nahm seine Uhr vom Handgelenk und begab sich zur Wand. Dort, zwischen Bad und WC, kniete er sich auf den Boden und schabte mit dem Titanband des teuren Chronometers am Mauerwerk, beförderte den Putz und kleine Steinchen in den Joghurtbecher, um dessen Inhalt im Anschluß in der Toilette zu versenken. Durch diesen Umstand blieben die Fliesen davor erstaunlich sauber, kein Verdacht kam auf. Wohl hatte er die Kamera über dem Regal bemerkt, sogar mit dem Gedanken gespielt, sie abzureißen. Aber er wußte nicht, wie seine Entführer darauf reagieren würden. Diese Kamera war wohl wichtig, wenn sie mit ihm kommunizierten. Und da war noch dieser Riesenhund vor der Tür mit seiner Stentorstimme. Gründe genug, die Finger von deren Technik zu lassen.

Das Loch in der Mauer würden sie erst bemerken, wenn er geflohen war, davon ging er aus. Und das harte Titanband war praktisch unzerstörbar. Anfangs hatte er auch des Nachts gegraben, tat das aber mit Rücksicht auf die dabei entstehenden Geräusche nicht mehr. Er war den ganzen Tag alleine, hörte niemanden in seiner Nähe, warum sollte er sich die Nächte um die Ohren schlagen? Länger als eine halbe Stunde am Stück schabte er ohnehin nie, denn dann schmerzten ihn die Finger, deren Nägel sich in ständigem Kontakt mit dem spröden Mauerwerk befanden und teilweise abgebrochen waren. Vor allem aber spürte er die Gelenke, mußte sich erheben und strecken; Truman war keine 30 mehr.

Inzwischen hatte es mehrere Versuche seinerseits gegeben, das Gebot für seine Freilassung zu erhöhen, was von den Entführern nicht kommentiert worden war. Truman war sich mittlerweile sicher, daß er, wollte er seine Freiheit erkaufen, eine exorbitante Summe hinblättern mußte, möglicherweise 200 000 Dollar. Vielleicht reichte auch das nicht.  

   Am meisten störte ihn der Umstand, daß von diesen Gangstern noch keine einzige Forderung zu hören gewesen war. Sie äußerten sich einfach nicht auf seine Angebote hin. Sie lehnten sie allerdings auch nicht ab, es bestand also noch ein Fünkchen Hoffnung.

Der zweite Störfaktor waren seine Hosen. Die rutschten ständig. Wenn er auf dem Rad saß, ging es leidlich. Lief er jedoch durch die Räumlichkeiten, rutschten sie unaufhaltsam und er mußte sie festhalten. …


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