… Dieser Mann hatte seine schmutzigen Hände in derart vielen Geschäften stecken, nicht nur im Organhandel. Sie aufzuzählen würde jeden Rahmen sprengen.
Den blauen Ford hatte ich ein Stück entfernt vom Haupttor geparkt und mein ‚Geschenk‘ dem Kofferraum entnommen. Es war ein Plastiksack, vielleicht 20 kg schwer. Den schleppte ich in Richtung des Tores. In meiner Tasche befand sich eine Spraydose, die jeden, der mit ihrem Inhalt Bekanntschaft machte, sofort ins Land der Träume schickte. Eine wunderbare Erfindung, wie ich meinte. Und sehr wirksam. Selber war ich erst einmal in den fragwürdigen Genuß gekommen, das hatte mir gereicht.
Die Stille, die mir bei meinem letzten Besuch so angenehm aufgefallen war, wirkte jetzt beinahe bedrückend. In der heutigen Nacht hingegen wollte ich weder jemanden aus einem Schuppen befreien noch etwas anderes abholen. Im Gegenteil, ich war im Begriff, Rocco etwas zu bringen.
Dabei wollte ich so wenig Aufsehen wie möglich erregen. Da ich nicht wußte, wie viele Leute hier auf seiner Ranch über Nacht Dienst taten, galt es dies herauszufinden. Am großen hölzernen Eingangstor, das einem alten Gatter der Wild-West-Zeit nachempfunden war, hing seit vielen Jahren eine imposante Messingglocke. Direkt unter dem riesigen R, das stand für Rocco, für den eitlen Fatzke. Ich verstaute mein Geschenk rechts neben dem Tor in einem Busch. Dann band ich einen dünnen Faden um den Schwengel der Glocke und wickelte ihn ab. Hernach begab ich mich ebenfalls zum Busch hinüber, den Faden in der Hand.
Was jetzt kommen sollte, war eine Möglichkeit herauszufinden, wie viele Männer sich auf dem Gelände aufhielten. Inklusive des Hausherrn. Vorsichtig zog ich am Bindfaden, was zur Folge hatte, daß die Glocke behutsam anfing zu tönen. Es war ein leiser, aber dennoch durchdringender Klang, den die wuchtige Glocke verströmte. Und es dauerte auch nicht allzulange, bis ein Mitarbeiter des Paten am Tor erschien. Es war Bino. Im Augenblick trug er keinen seiner sündhaft teuren Anzüge, es war eher ein sportliches Outfit, das ihn bekleidete. Interessiert starrte er auf die Glocke über dem Tor. Ihm war klar, daß sie absichtlich geläutet worden war, denn um den Wind dafür verantwortlich zu machen, waren die Schläge zu rhythmisch gewesen, zu gleichmäßig. Und sie war zu schwer, um von einem Windstoß in Schwingung gebracht zu werden. Meine Lippen spitzten sich, sie erzeugten das Geräusch einer hungrigen Katze kurz vor der Mahlzeit. …
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