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…  Daher schlage ich vor, wir überdenken die Situation gründlich … bevor wir handeln.“

Captain Rolfes und Savas hoben die Köpfe, wollten etwas einwenden, besannen sich ihrer Position in der Hierarchie und schwiegen. Nicht so ich. In dieser Hierarchie fehlte mein Name gänzlich.

„Wenn ich mir die Liste und die darauf zu erwartenden Delikte ansehe“, meldete ich mich unaufgefordert zu Wort, „habe ich nicht den Eindruck, auf Spatzen zu zielen.“

Gandolfo schenkte mir einen scheuen Seitenblick, sah danach seine beiden Begleiter an.

„Vielmehr bin ich zu der Überzeugung gelangt“, schob ich nach, „hier handelt es sich um recht große Vögel, die zu erlegen es allerdings etwas Zivilcourage bedarf.“

Damit sah ich Captain Rolfes und Savas an. Beide hielten sich emotional zurück. Es war eine schlimme Sache, die hier passieren sollte. Wie oft sie schon geschehen war, das wußten die Mitarbeiter des Morddezernats.  

„Ich muß unserem Zeugen Harry Gilligan rechtgeben“, griff der Captain ins Geschehen ein. „Bisher haben wir 18 Fälle von illegaler Organentnahme, von denen 12 tödlich verlaufen sind. Ich widerspreche Ihnen nur ungern, Herr Bürgermeister, aber hierbei von Spatzen zu sprechen wird den Opfern nicht gerecht. Hier handelt es sich um Mord.“

Bürgermeister Gandolfo begann sich sichtlich unwohl zu fühlen. Die meisten Personen, die auf der Liste standen, waren ihm gut bekannt, mit einigen war er befreundet. Selbstredend wollte er die Sache kleinhalten, wenn möglich unter den Teppich kehren. Am liebsten hätte er die komplette Liste in der Versenkung verschwinden lassen. Aber was mich betraf: Einen so großen Teppich gab es gar nicht. Nicht einmal jener in der Scheich-Zayid-Moschee dürfte dafür ausreichend sein, und der war mitnichten klein.

„Bisher ist nicht erwiesen“, begann Oberstaatsanwalt Keller, „ob die betreffenden Personen bereits Organe erhalten haben, oder ob sie lediglich auf der Liste stehen. Woher stammt die Liste?“

Fast alle Augenpaare richteten sich auf mich. Nur mein Freund Savas schaute aus dem Fenster, er kannte mich am besten.

„Von einem Journalisten“, war meine knappe Antwort.

Sich dieser Ausrede zu bedienen, war von allergrößter Wichtigkeit. Und die Entspannung, welche Captain Rolfes und seinen Kollegen Inspektor Savas Taklidis gleichsam überkam, zeigte das überdeutlich. Beide atmeten hörbar aus, mehr war nicht zu spüren.

„Von welchem Journalisten?“ wollte der zweite Begleiter Gandolfos wissen. …


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