… Als ich morgens aufgewacht bin, waren sie schon wieder weg.“
Je mehr sich Rocco erregte, umso weniger trat sein italienischer Akzent hervor. Momentan sprach, beziehungsweise rief er akzentfreies Amerikanisch.
„Was wollten sie denn von dir?“ fragte ich scheinheilig.
Denn ich wußte natürlich, was geschehen war. Wenn es einer hier wußte, dann wohl der Verursacher des ganzen Spektakels.
„Sie haben mir … den Pferdekopf … ins Bett gelegt …“ drang es zu mir herüber.
Auch daran konnte ich mich vage erinnern. Immerhin hatte ich dem Abdecker stolze 20 Dollar für den frischen blutigen Kopf gegeben, entsprechend dürfte Roccos Bett am nächsten Morgen ausgesehen haben. Und ich hatte es nicht gesehen! Ein Jammer.
„Was hat das zu bedeuten?“ wollte ich naiv wissen.
Selbstredend wußte ich um die Bedeutung des Pferdekopfes bei der Mafia. Erst der Kopf eines Pferdes, dann sein eigener. Das bestätigte mir Rocco.
„Aber ich weiß doch nicht, wer mir diese Drohung geschickt hat“, fuhr er fort.
Das beschäftigte ihn am meisten. Es war herrlich. Ich ließ ihn weiter grübeln.
„Und deshalb willst du da runterspringen?“ hakte ich nach, als das Grübeln nicht enden wollte.
Aber ich stellte auch fest, je mehr die Sprache aufs Hinunterstürzen kam, desto fester klammerte sich Rocco an den Pfeiler.
„Warum wehrst du dich nicht?“ wollte ich wissen. „Du bist doch nicht irgendwer. Du bist Rocco, der gefürchtete Pate…“
Beinahe hätte ich gelacht, so viel Honig schmierte ich ihm ums Maul. Das tat ich nicht nur, weil ich längst wußte, daß er nicht springen würde. Zu sehr hing er am Leben, an seiner Macht, seinem Reichtum. Ich tat das, weil ich ihn kannte, weil er im Grunde kein kaltblütiger Mörder war. Er hatte seine Fehler, zweifellos. Aber ein brutaler Killer war der Pate mitnichten. Und wenn ich an seine Handlanger dachte, selbst die waren zu kontrollieren gewesen. Bisher wenigstens.
„Beschütze mich, Harry“, sprudelte es plötzlich aus seinem Mund, ohne jeglichen Akzent. „Hilf mir, du sollst es mit keinem Undankbaren zu tun haben. Meine Leute schaffen das nicht.“
Nun hielt ich den Moment für gekommen, ihn nach seiner Beteiligung am Organhandel zu befragen. Er versicherte mir glaubhaft, in diese Geschichte nur am Rande verwickelt gewesen zu sein und sich mittlerweile davon zurückgezogen zu haben. Er hatte den Verantwortlichen nur Namen genannt. Die Sache schien selbst ihm zu schmutzig. …
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