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…  Wie es aussah, hatten wir mit Rocco einen solchen Fall.

„Sprich mit mir, Rocco!“ forderte ich den Lebensmüden von meinem wackeligen Sitzplatz aus lautstark auf. „Was ist passiert?“

Der Italiener schickte einen Blick zu mir herauf, konnte wahrscheinlich nur meinen Kopf erkennen, dann blickte er wieder hinunter auf die gewaltige Wasserfläche unter sich, die von oben betrachtet aussah, als wäre sie spiegelglatt.

„Also“, begann ich erneut, „was ist los? Willst du‘s mir verraten? Rocco!!

Das einzige, was ich zur Antwort erhielt, war das Brausen des Windes, der die Golden Gate umtoste. Als er weiterhin beharrlich schwieg, rief ich:

„Tu nichts Unüberlegtes, ich komme runter.“

Dann ließ auch ich mich an der schrägen Strebe hinabgleiten und stand kurze Zeit später neben meinem in letzter Zeit so lästigen Gegenpart. Der hielt sich weiterhin krampfhaft am Stahlpfeiler fest. So wie er dastand, überwog die Angst zu fallen seinen Mut zu springen bei weitem.

Behutsam trat ich neben ihn, ging in die Hocke und setzte mich auf den riesigen Brückenträger, die Beine ließ ich demonstrativ über den Rand baumeln. Rocco wich noch mehr zurück. Mein Magen zog sich zusammen. In mir entstand ein Empfinden, als zögen eiskalte Hände meine Füße mit Gewalt in die Tiefe, und meine Beine würden immer länger. Zwar war mir nicht schwindelig, aber alles in meinem Innern befahl mir quasi, mich von dem Abgrund zurückzuziehen. Ich widerstand dem Befehl.

Stattdessen schaute ich Rocco an. So elegant wie gewöhnlich war er heute nicht gekleidet. Das geöffnete Hemd hing ihm aus der schmutzigen Hose, ein paar Knöpfe fehlten, und er trug nur einen Schuh. Allerdings einen sündhaft teuren.

„Wo ist dein anderer Schuh“, rief ich ihm in luftiger Höhe zu.

Ein normales Reden war uns dort nicht vergönnt, zu schnell riß der Wind die Worte von unseren Lippen und trug sie an weitentfernte Stellen, wo sie ungehört zergingen. Ich mußte rufen.

Rocco starrte mich an, danach seinen Fuß, und sein Kopf deutete kurz zur San Francisco Bay hin. Aha, der lag schon unten im Meer.

„Also, was ist los?“ beharrte ich auf einer Erklärung des Mafioso.

Rocco schwieg noch etwa 5 Sekunden. Aber mit einemmal begann er, als hätte er sich zu einer Beichte entschlossen, und ich wäre sein Beichtvater.

„Sie haben mich“, schrie er. „Sie wollen mich fertigmachen, Harry. Sie waren bei mir. Nachts. Und ich habe es nicht einmal mitgekriegt. …


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