…  Irgendwie glaubte ich ihm. Ich kannte ihn gut genug.

„Wie bist du an meine Klamotten gekommen?“ wollte ich wissen.

„Den Anzug? Deine Klamotten? Die haben sie mir mit der Post geschickt. Keine Ahnung, warum. Ich wollte sie verbrennen.“

Offenbar hatte er vor lauter Aufregung wegen des Pferdekopfes noch gar nicht bemerkt, daß sie nicht mehr im Kamin lagen.

„Laß uns wieder hinaufklettern, mein Freund“, rief ich laut genug, um den Wind, der unablässig die Pfeiler umtoste, zu übertönen, und stand auf. „Dort reden wir weiter.“

„Ich flehe dich an, Harry. Es geht um mein Leben. Du bist der einzige, dem ich das zutraue. Der einzige.“

„Los jetzt!“

„Harry!“

„Ich werde darüber nachdenken. Jetzt laß endlich diesen verdammten Pfeiler los!“

Aber Roccos Hände hatten sich verkrampft, er konnte sie nicht öffnen, selbst als ich neben ihm stand. Als ich einen Versuch unternahm, seine Finger langsam vom roten Metall zu lösen, begann er haltlos zu schreien. Rocco war in Panik geraten. Inzwischen war von der eingetroffenen Feuerwehr ein kleiner Kran ausgefahren worden, an dessen Ende sich ein Korb befand. Darin wurden zwei Männer heruntergelassen, kräftige Feuerwehrleute. Der Korb wurde direkt vor Rocco postiert, die Männer stiegen aus, standen auf dem Brückenträger, und es dauerte keine Minute, bis sie den Italiener in den Korb gezerrt und nach oben gezogen hatten. Anschließend holten sie mich ab. Durch eine Öffnung im Zaun wurde der Italiener zu einem Rettungsfahrzeug gebracht und darin verstaut. Sie würden ihn zunächst in die Psychiatrie bringen, das war so üblich. Wenn sie feststellten, daß er keine Gefahr für sich selbst darstellte, ließen sie ihn wieder gehen. Das konnte eine Woche dauern.

***

   Die gewohnte Arbeit hatte mich wieder. Meine Schulter verheilte gut, es war früher Vormittag, ich saß in meinem Ford auf Posten. Die Wohnung des Halters jenes Vans, dessen Fahrer auf mich geschossen hatte, lag im Osten der Stadt, in Hayward, nahe des dortigen Flughafens. Nun kannte ich die Adresse dank Savas‘ Hilfe, den Namen des Halters sowie sein Alter. Er hieß Browning, wie die Waffenfabrik. Thomas Browning. Aber wie er aussah wußte ich nicht. Deshalb hatte ich mich entschieden, zunächst die Personen zu beobachten, die das Haus betraten oder verließen. Es gab hier in Hayward nur kleinere Wohnhäuser mit höchstens zwei Parteien. Es dürfte nicht allzu schwer sein, den Fahrer des Vans auszumachen, zumal der schwarze Ford Galaxy mit der passenden Nummer unweit des Anwesens parkte. …