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… 

„Nicht nur in Ihren Augen. Selbst ich bin zuweilen von meinen Fähigkeiten beeindruckt“, bekam er als Retourkusche auf diese pubertäre Floskel.

Wieder wurde im Saale geschmunzelt.

„Sie sind im Besitz eines Waffenscheins“, fuhr er fort, „bestreiten aber, einen Elektroschocker zu haben.“

Da das keine Frage war, schwieg ich dazu und starrte zur Decke hinauf. Den fragenden Blick des Anwaltes ignorierte ich.

„Beantworten Sie die Frage, bitte“, kam vom Richter.

„Welche Frage?“ wollte ich wissen.

Manchmal konnte ich so herrlich stur sein. Der Anwalt überlegte kurz, bemerkte, daß er in der Tat keine Frage gestellt, sondern nur eine Bemerkung gemacht hatte. In der Folge beschränkte er sich auf Fragen, die mit den Verletzungen seiner Mandanten zusammenhingen. Warum so viele Knochen gebrochen worden waren und ähnliches. Ich schickte meinen Patriotismus ins Feld und beklagte mich bitter darüber, daß mir niemand zu Hilfe gekommen war und ich deshalb ein wenig härter zur Sache gegangen war als üblich.

„Was meinen Sie mit: Als üblich?“ wollte ein gewiefter Rechtsverdreher wissen.

Ich nahm ihn ins Visier, atmete tief ein und schoß eine Salve ab:

„Damit meine ich, daß ich nicht viel Zeit habe nachzudenken, wenn mich drei ausgewachsene Männer attackieren, weil ich zu verhindern versuche, daß zwei Verkäuferinnen zu Schaden kommen und die drei dort drüben wieder einmal einkaufen wollen, ohne dafür zu bezahlen. Wenn man von mehreren Seiten angegriffen wird, Herr Rechts-an-walt, dann bleibt nicht die Zeit im Gesetzbuch zu blättern, um zu eruieren, was erlaubt ist und was nicht, wie fest man zurückschlagen darf und ob man – eventuell - jemanden dabei verletzen könnte! Das ist der Unterschied zwischen Ihrer juristischen Theorie und der Praxis der Straße. Ging Ihnen das jetzt zu schnell, Herr Anwalt? Soll ich es wiederholen?“

Beinahe hätte ich mich echauffiert. Ich kam mir vor wie ein Wahlkämpfer der Republikaner, so war der Redeschwall aus mir hervorgebrochen. Wobei ich nicht verhehlen durfte, daß es mir auch Freude bereitete, diesen gnadenlosen, diesen mit Scheuklappen behängten Theoretikern hier im Gerichtssaal eben diesen Unterschied vor Augen zu führen.

„Nein“ kam vom Rechtsanwalt, „ich denke, das ist… nicht nötig.“

Meine Befragung wurde beendet, auch die beiden Anwälte, die auf Giorgios Lohnliste standen, hatten keine weiteren Fragen an mich. Das Gericht entließ mich als Zeugen, ich zog mich wieder in den Zuschauerraum zurück. …


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