… Es war wie im Film mit Originalton. Dieses Umgebungsflirren fehlte oft bei Synchronisationen, was die Filme dadurch zuweilen ein bißchen steril wirken ließ. Da unterhielten sich zwei Menschen in der Wüste und es klang, als liefen sie durch einen betonierten Keller. Im Grunde war es nirgends tatsächlich wirklich still. So auch im Hörer. Trotz mehrfacher Aufforderung meinerseits war die Person nicht bereit, sich zu melden. Gut. Ich legte jedesmal auf. Was sonst hätte ich tun sollen. Schließlich hatte ich zu arbeiten.
Es war um die Mittagszeit, gerade befaßte ich mich ausführlich mit meinem Fruchtsaft, der vor mir auf dem Schreibtisch stand, dem verstaubten, als ein Schatten vor der Glasscheibe erschien und die Tür zum Büro sich öffnete. Sofort griff meine Hand in die Schublade zur Walther – sie war von mir befördert worden, und zwar vom Garderobenständer in die Schreibtischschublade, und das auf Dauer. Es war weniger aufwendig. Mit dem kleine Finger prüfte ich, ob das Magazin fest saß.
Normalerweise klopften die Leute an, wenn es Klienten waren. Wenn sie dieses kulturell etablierte Einlaßbegehren übergingen, drohte Ärger, das hatte die Erfahrung mich gelehrt. Möglicherweise schickte mir Giorgio voller Ungeduld nochmal seine Männer auf den Hals.
Die Person jedoch, die mein Büro in Oakland betrat und sofort die Tür schloß, zählte nicht zu Giorgios Spielgesellen. Eher war das Gegenteil der Fall. Ich kannte sie, benötigte aber einige Momente, um sie zuzuordnen. Nein, zu Giorgio gehörte sie beileibe nicht. Eher zu Rocco. Wer sich mir da in meinen Geschäftsräumen näherte, war eine ganz in Schwarz gekleidete Mischung aus Rosenduft und Mottenkugeln: Niemand anderes als die Grande Dame, Signora Garibaldi, die Mutter des Paten Rocco. Ihre Hände zierte die gleiche Anzahl goldener Ringe, wie ich sie schon in der Klinik beim Besuch ihres Sohnes ertragen mußte. Sie schien aufgeregt, denn sie sprach italienisch. Da mein Italienisch als recht bescheiden zu bezeichnen ist, verstand ich ziemlich wenig. Einiges konnte ich aus dem Spanischen ableiten, aber vieles blieb mir schlicht verborgen, und das war gut so. Nur die Worte Telefon waren klar verständlich und die Phrase non parlare, was wohl ‚nicht sprechen‘ oder sowas bedeutete. Jetzt wußte ich auch, wer mich da ständig am Apparat genervt hatte.
Die alte Dame hatte sich derart geschminkt, daß zu befürchten stand, der ganze Belag würde sich auf einmal lösen wie eine Tapete und zu Boden fallen. …
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