…  Festgebunden habe ich ihn niemals! Wir sind zusammen in den Urlaub gefahren. In Kanada waren wir auch gemeinsam, er hat sich dort so wohl gefühlt. Es gibt da unglaublich viele Seen, und er badet doch so gern. Er ist ein ausgezeichneter Schwimmer.“

„Wie … alt ist Steve?“ wollte ich wissen.

Manchmal ist der Altersunterschied ein wichtiger Faktor. Wenn er zu groß ist, überlegte ich, kann es nicht funktionieren. Aber was tat ich da? War ich neuerdings Eheberater?

„Nächsten Monat ist sein Geburtstag“, hauchte er. „Dann wird er 8.“

Ich schluckte. Das war entschieden außerhalb der Legalität. Sein Sohn konnte es nicht sein, sonst hätte er es gesagt. Man sagte nicht: Steve ist verschwunden, wenn es sich um einen Sohn handelte. Aber ein achtjähriges Kind?

„Ich verstehe zwar was Sie sagen“, entgegnete ich kühl, „aber ich fürchte, ich weiß nicht exakt wovon Sie reden.“

Er zog ein Taschentuch hervor und schneuzte sich die Nase. Es schien ihn tief ergriffen zu haben. Das Telefon läutete, ich nahm den Anruf entgegen. Es war Miss Broadcast.

„Hallo, Mr. Callahan“, hauchte es aus dem Hörer, und ich vernahm deutlich das Inhalieren des Rauches ihrer Zigarette.

„Sie rauchen zuviel“, flüsterte ich in die Muschel.

„Können Sie hellsehen?“ war zu vernehmen.

„Nein“, kam von mir, „aber ich höre recht passabel. Wo drückt der Schuh?“

„Können wir uns treffen?“

In Windeseile überprüfte ich meine heutigen Termine. Alle. Einzeln. Da waren keine. Ich konnte leicht eine Stunde für die Dame opfern. Oder eineinhalb ... Dabei liefen vor meinem geistigen Auge ihre langen Beine auf und ab, wie auf einem Laufsteg.

„Ich könnte mich gegen … 18 Uhr für eine Stunde freimachen“, nuschelte ich, meine Aufregung verbergend.

„18 Uhr paßt mir ausgezeichnet. Treffen wir uns bei Dino? Das ist ein italienisches Restaurant.“

Das Lokal kannte ich. Sie servierten dort ausgezeichnete Kalmare. Aber einen Wein, den man besser den Göttern spenden sollte, als ihn zu trinken. Ich stimmte zu, sie legte auf.

Mein Besucher hatte sich inzwischen das Gesicht trockengewischt und schaute mich hoffnungsvoll an mit seinen Rehaugen.

„Werden Sie Steve finden?“ flüsterte er.

„Hören Sie, Sir“, begann ich und wurde offiziell, „was Sie mir da über den Jungen erzählt haben, fällt nicht in mein Resort. Ich denke, Sie sollten die Beziehung beenden. Das ganze ist illegal!“

Jetzt schluckte er trocken, beinahe tat er mir leid. …