… Wir wurden erwartet.
Es war eine jener typischen Jagdhütten, wie sie sich Neureiche zulegten, um damit ein wenig Staat zu machen. Die rohbehauenen Wände zierten Jagdtrophäen, ein Wapiti-Geweih, ein Wolfs- und ein Wildschweinkopf hingen da, in einer Ecke stand ein Bär, hochaufgerichtet, uns mit geöffnetem Maul seine Eckzähne präsentierend. Lebend waren mir die Tiere allemal lieber. Steve lief zum Bären, blieb stehen und musterte ihn argwöhnisch. Dann erkannte er die harmlose, weil leblose Kreatur.
Imelda begrüßte mich mit einem flüchtigen Kuß auf den Mund, schnupperte an meinem Hals. Ich hatte wieder etwas großzügig After-shave aufgetragen. Denn dieser Abend durfte nicht so ein Reinfall werden wie der letzte.
Sie hatte den großen Tisch des Hauptraumes geschmückt, es duftete nach Essen. Routiniert nahm sie den Champagner in Empfang und stellte ihn in einen mit Eis gefüllten Sektkühler. Höchster Komfort mitten im Nirgendwo.
„Wie war die Fahrt?“ wollte sie wissen, bückte sich und streichelte Steve, den mitzubringen ich telefonisch angekündigt hatte.
„Nun, es gab keine besonderen Vorkommnisse. Keine Verfolgungsrennen, keinen Sturz in eine Schlucht, nicht einmal ein blaues Auge, es war beinahe langweilig.“
Imelda Broadcast warf mir einen irritierten Blick zu, ich sah mich weiter um. Neben dem Hauptzimmer gab es noch drei Räume, zwei davon Schlafzimmer. Und eine Küche. Ich hatte keine Ahnung, was Imelda mir vorsetzen würde. Auf dem Tisch standen Weingläser und ein Brotkorb, neben den Tellern lagen gefaltete Servietten, der Duft von gebratenem Geflügel lag in der Luft. Daß eine Frau wie Imelda Broadcast kochen konnte, hatte ich mir nicht träumen lassen. Steve beeindruckte das alles nicht, er legte sich neben den kalten Kamin, ich bat Imelda um eine Schüssel Wasser für meinen vierbeinigen Kollegen. Sie stellte es ihm hin, schwanzwedelnd nahm er es an.
Die Hütte stand mitten im Wald, ich blickte aus dem Fenster und studierte die Umgebung. Am Grunde eines Abhangs sah ich das grüne Wasser eines Weihers durch die Bäume schimmern. Mir war, als hätte ich Motorengeräusche gehört.
„Sag mal“, wollte ich von meiner Gastgeberin wissen, „gibt es hier Nachbarn?“
„Nein“, flüsterte sie. „Gott sei Dank. Wir sind hier mutterseelenallein. Und wenn ich über dich herfalle, hilft dir auch lautes Schreien nichts.“
Ich betrachtete mir ihre Beine, stellte mir vor, wie Imelda über mich herfiel und mußte gestehen: An Hilferufe dachte ich dabei eigentlich weniger. …
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