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…  Sofort war einer der Männer neben mir, riß mich hoch, drehte mich auf den Rücken und band meine Füße mit einem etwas längeren Seil an die hintere Bootsbank, die schon geflutet war. Gut fixiert lag ich jetzt in dem baufälligen Nachen, der jeden Moment zu sinken drohte, und mein ganzer Körper schmerzte höllisch.

„Ich wünsche ein gute Reise, Mr. Gilligan“, kam von van Aldern. „Sterben Sie wohl!“

Von meiner Position aus konnte ich sein Gesicht nicht erkennen, verzweifelt versuchte ich den Kopf ganz zu drehen, sah aber nur, wie die Bande einschließlich Bessy von jenem Felsen verschluckt wurde, hinter dem das Boot lag.

Gefangen wie ein Kaninchen mit der Möhre, dachte ich. Nur war die Möhre in diesem Fall eine nackte Dame gewesen, was am Ende keinen Unterschied machte. So lag ich im halb mit Meerwasser gefüllten Boot. Wenn ich den schmerzenden Kopf nach rechts drehte, konnte ich in einigen hundert Metern Entfernung das stählerne Gerüst der Golden Gate erspähen. Den Blick nach links verwehrte mir der Felsen. Wenn ich geradeaus schaute, sah ich den Pazifik, der mit seinen penetranten Wellen den Strand hier malträtierte. Alles in allem kein einladender Ort. Und wenn die Flut stieg, dann wurde es brenzlig für mich. Der Tidenhub hier in San Francisco war bescheiden, mehr als zwei Meter betrug er nicht, aber um zu ertrinken reichte das allemal. Ich riß an meinen Fesseln, sie hielten.  

Allmählich kroch das steigende Meer weiter in den lädierten Kahn, umspülte längst meine Hüften wie salzige kühle Lava, in Kürze würde ich ganz versunken sein. Aus dem Boot herauszuklettern brachte nichts, meine Beine waren am Ende vertäut. Wenn ich ins Wasser plumpste, hingen meine Beine noch im Boot - die denkbar ungünstigste Position für einen Lungenatmer. Adieu Harry. Der Strand war noch ebenso menschenleer wie bei unserer Ankunft. Wieso trieben sich heute nicht wenigstens ein paar Hundebesitzer hier herum, um ihre Vierbeiner mit einer Frisbee-Scheibe durch die Gegend zu hetzen? Unaufhaltsam griff das Salzwasser nach meiner Brust, ich hob den Kopf, um die unappetitliche Brühe nicht schlucken zu müssen. Schreien brächte auch keinen Erfolg, wer sollte mich hier hören. War’s das jetzt?

   Als das erste Wasser in meinen Mund lief und ich zu husten begann, wurde ich an der Schulter gepackt und über den Bootsrand gerissen. Zwei Hände suchten im Wasser bei meinen Beinen nach dem Seil, fanden und lösten es. Danach zerrte mich jemand aus dem Wrack und über den Strand, bis wir trockenes Grasland erreichten. …


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